Buchsüchtige

Ein Leben ohne Bücher ist sinnlos!

°°° REZENSION °°° Frühlingsgewitter – Angela Gerrits

 

 

 
Erscheinungstermin: April 2013
Bindung: Taschenbuch
Seitenzahl: 176
ISBN: 978-3-8415-0198-1
Preis: 8,99 Euro
Reihe: nein
 

 

 

 

°°° Inhalt °°°

 

Eine kleine Sekunde und dann …

 

Joe verlebt fast unbeschwerte Tage in Griechenland. Sonne, Meer, sternklare Nächte und Nikos. Nikos, der schon weiß, wie er sein Leben nach der Schule gestalten will und von einem eigenen Café träumt. Sie fühlt sich wohl mit ihm. Bis die Vergangenheit und der von ihr verschuldete Unfall in ihr kleines Paradies brechen. Joe wird klar, dass sie sich der Vergangenheit stellen muss …

 

 

°°° Meine Meinung °°°

 

Als ich das Buch angeboten bekam, hat es vor allem mein Interesse geweckt, weil ich vermutet hatte, dass es sich um ein spannendes Jugendbuch handeln muss, welches eine Message transportiert. Daher sagte ich zu und freute mich darauf, dass Frühlingsgewitter in meinem Briefkasten landet.

 

Das Cover ist jugendlich und frisch gestaltet - sowohl, was die Farben als auch das Motiv angeht. Nur will die fröhliche junge Frau auf dem vorderen Buchdeckel nicht ganz zum Titel und vor allem dem Inhalt passen. Das Motiv vermittelt, dass es atmosphärisch entspannt und ausgelassen in der Geschichte zugehen muss. Allerdings ist dies nicht der Fall.

 

Der Erzählstil der Autorin Angela Gerrits ist einfach gehalten und einer jugendlichen Zielgruppe angepasst, deswegen aber keineswegs zu anspruchslos oder gar langweilig. Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen und erklärt dem Leser alle nötigen Fakten. Trotz der Wahl eines zwar "allwissenden" Erzählers, wäre meiner Meinung nach die Perspektive von Joe optimaler gewesen. Nichts desto trotz, erhält man durch kursiv gedruckte Gedankeneinschübe von der Protagonistin genau und emotionale Informationen über den Gemütszustand ihrer Person.

 

Die Potagonistin ist die 17jährige Johanna, genannt Joe, die von ihrem Freund Björn verlassen wird und bald auch feststellen muss, dass ihre beste Freundin nicht die ist, die sie vorgibt zu sein. Joes Welt bricht zusammen. Mit ihrer Mutter, welche ebenfalls gerade von Beziehungsproblemen geplagt wird, flieht sie in den Frühlingsurlaub nach Griechenland. Hier lernt Joe den aufgeschlossenen Nikoskennen, der ihr Schutz und Zuneigung gewährt. Für einen Moment scheinen die Schatten der Heimat vergessen zu sein, aber nur solange, bis Joe mit ihrem schlechten Gewissen zu kämpfen hat.

Joe tritt als unsicheres Mädchen in Erscheinung, das  emotional aus dem Gleichgewicht kommt, sobald ihr Umfeld nicht harmonisch ist. Sie sehnt sich nach Verständnis und fühlt sich von ihren engsten Vertrauten nahezu verraten. Also tritt sie die Flucht an. Sie flieht vor den Problemen und findet Lösungen, die im Grunde keine sind. Nikos hilft ihr schließlich, die Augen nicht vor der Realität zu verschließen und sich mit den Fakten auseinander zu setzen.

 

Joe hat einen Unfall in Deutschland zu verantworten und keine Hilfe gerufen. Sie hat den Unfallort fluchtartig verlassen und weiß nun nicht, wie es der verletzten Person geht. Hin- und hergerissen macht sie sich Gedanken, ob sie aus der Ferne nachforschen soll oder den Gedanken weiter beiseite schiebt.

Mit diesem Unfall einher, geht die Tatsache, dass die verletzte Person sie maßlos enttäuscht hat und Joe nun nicht nur mit ihrer Flucht vor dem Unfall, sondern auch mit dem Gedanken des hintergangen worden seins zurecht kommen muss. Ihre Gefühle und Gedanken schreibt sie in einem Heft nieder, dass sie verschicken will, sobald alle Seiten gefüllt sind.  Ob es wirklich dazu kommt, oder Joe sich anders entscheidet, will ich hier nicht vorwegnehmen.

 

Stilistisch sei noch erwähnt, dass die Autorin bei jedem Kapitel kurz angibt, wo man sich gerade befindet und wie sich die Wetterlage gestaltet. Dies hängt im Zusammenhang mit dem Titel und soll symbolisieren, wie sich die Dinge entwickeln. 

 

Das Ende des Buches hat mich persönlich völlig unbefriedigt zurückgelassen. Die Dinge kommen anders als man denkt, aber meiner Meinung nach wird dadurch auch der pädagogische Aspekt zunichte gemacht. Die Moral der Geschichte soll sein, dass man sich der Gegenwart stellt und nicht vor ihr flieht. Das Leben geht immer weiter. Es stellt sich nur die Frage, wie man es angeht. Der Schluss lässt einige Fragen offen bzw. will sie anscheinend auch nicht aufklären, was ich als sehr schade empfinde. 

 

 

°°° Fazit & Bewertung °°°

 

Das Potential der Geschichte wurde leider nicht ausgeschöpft. Zwar vermittelt Frühlingsgewitter eindeutig, dass man sich seiner Vergangenheit, Gegenwart und den damit verbundenen Fehlern stellen muss, jedoch will der Schluss einfach nicht zum Rest der Handlung verpassen. Um es meteorologisch zu sagen: So schnell das Gewitter aufgezogen ist, so schnell zieht es auch vorüber. Schade! Deswegen kann ich in diesem Fall nur 2 von 5 Lesezeichen/Sternen vergeben. 

 

°°° REZENSION °°° Artikel 5 – Kristen Simmons

Artikel 5 (Artikel 5, #1) - Kristen Simmons, Frauke Meier

Verlag: IVI

Erscheinungsdatum: 16.04.2013
Bindung: Klappenbroschur
Seitenzahl: 432
ISBN: 978-3-492-70286-7
Preis: 16,99 Euro
Reihe: ja - Teil 1 von 3

Originaltitel: Article 5


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°°° Inhalt °°° 
 
Wer nach Einbruch der Dämmerung sein Haus verlässt, Bücher liest oder uneheliche Kinder zeugt, wird im Amerika der Zukunft hart bestraft. Denn die sog. Moralmiliz entmündigt mit ihren totalitären Artikeln die Bürger der Vereinigten Staaten. Ember ist eines der unzähligen Opfer jener neuen Gesetze und muss für ihre Freiheit kämpfen ... Religiöser Fanatismus hält Einzug in die Vereinigten Staaten: Wer gegen die strengen Statuten der Moralmiliz verstößt, dem stehen öffentliche Demütigung, Haft und sogar der Tod bevor. Die 17-jährige Ember lebt mit ihrer Mutter allein und versteckt. Doch trotz aller Schutzmaßnahmen wird ihre Mutter verhaftet. Sie hat gegen Artikel 5 der Moralstatuten verstoßen, weil sie nicht mit Embers Vater verheiratet war. Ember wird in einer Besserungsanstalt für Mädchen gebracht und lernt dort Hass, Gewalt und fanatische Moralisten kennen. Sie weiß, sie muss ihre Mutter retten, koste es was es wolle ... und dazu braucht sie Hilfe des Mannes, der ihre Mutter verhaftet hat: Embers große Liebe, Chase.
 
 
°°° Meine Meinung °°°
 
Schon das Cover des Buches macht einen fast verstörenden Eindruck auf mich. Ein ausdrucksloses Gesicht einer jungen Frau starrt einem entgegen und wie zur Warnung reckt sie einem die Handfläche entgegen. Mein erster Gedanke war, dass sie mich warnen will. Jedoch vor was? Das sollte ich bald herausfinden...
Die Farben des Covers sind eher düster und nur der türkisblaue Titel sticht hervor. Wie eine in Stein gemeißelte Warnung prangt Artikel 5auf dem vorderen Buchdeckel. 
 
Der Einstieg in die Handlung passiert von der ersten Seite ab. Es gibt kein langes Vorspiel oder Einführung in die Welt, in der die Protagonistin Ember sich bewegt. 
Die düstere und fast bedrückende Stimmung wird schon zwischen den ersten Zeilen deutlich und so ahnte ich, dass es sich bei diesem Trilogie-Auftakt keineswegs um einen harmlosen Unterhaltungsroman für Jugendliche handeln wird. 
Ember und ihre Mutter leben in einem von Moralstatuten beherrschten Amerika, in dem sich zu fügen gilt. Jedes Fehlverhalten wird gnadenlos bestraft. Es werden Exempel statuiert. Ember und ihre Mutter lehnen sich zwar im Verborgenen gegen die aktuelle Situation auf, indem sie insgeheim einige Dinge besitzen, die eigentlich verboten sind, scheinen sich aber sonst regelkonform zu verhalten. Doch durch die Verhaftung der Mutter und die "Verstaatlichung" von Ember beginnt die Reise in eine Welt voller Gewalt, Trauer und auch Hoffnung. 
Ember wird in eine Resozialisierungsanstalt für Mädchen gebracht, während ihre Mutter spurlos verschwindet. In der Einrichtung muss Ember schnell feststellen, dass man sich entweder dem System fügt oder innerlich gebrochen wird, bis man keine andere Wahl mehr hat. Sie macht es sich zur Aufgabe, der Anstalt zu entkommen und ihre geliebte Mutter zu finden. Zur Seite soll ihr dabei Chase stehen - ein Freund aus Kindheitstagen, an den sie ihr Herz verloren hat, bevor er zur Armee ging und nun bedingungslos dem Staat zu dienen scheint. 
 
Ember tritt als junges Mädchen in Erscheinung, dass sich mit den aktuellen Umständen arrangiert zu haben scheint. Als jedoch ihre Mutter verhaftet wird und spurlos verschwindet, treten das erste Mal ihr Kampfgeist, ihre Leidenschaft und der Wille zu rebellieren auf den Plan. Sie liebt ihre Mutter von ganzem Herzen und will nicht zulassen, dass ihr jemand etwas antut.
Über ihren Vater erfährt der Leser kaum etwas. Lediglich die Tatsache, dass Embers Eltern nicht verheiratet waren zur Zeit der Zeugung sorgt dafür, dass der Staat gegen sie und ihre Mutter vorgeht. 
Spätestens in der Resozialisierungsanstalt entbrennt Embers Hass gegen das System und zugleich die Hoffnung, es besiegen zu können, indem sie ihre Mutter zurückgewinnt. Obwohl Ember in einer gefühlskalten und strengen Welt zurecht kommen muss, verliert sie jedoch nicht ihre Empathie, ihr Mitgefühl und den Glauben an das Gute im Menschen. Dies soll ihr auf ihrem schmerzlichen und schweren Weg zur Wahrheit helfen...
 
Chase ist Embers enger Freund aus Kindheitstagen. Vor seinem Gang zur Armee zur Umsetzung der Moralstatuten vertrauten sich die beiden alles an und waren nahezu unzertrennlich. Es bahnte sich sogar eine zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden an. Mit seinem Weggang hat er sich allerdings so dermaßen verändert, dass Ember ihn kaum wiedererkennt. 
Chase wirkt auf den Leser gefühllos, alt und wie ein Instrument, das funktioniert. Von Wärme und einer damaligen innigen Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten ist nichts zu spüren. Und eben dieser krasse Bruch - die Tatsache, dass der Leser Chase vorerst nur als Soldaten kennen lernt und nicht als Embers Vertrauter - sorgt dafür, dass ich die ehemalige Bindung zwischen den Figuren kaum glauben kann. Zwar erfährt der Leser durch Rückblenden Embers von innigen und bedeutenden Situationen zwischen den beiden, jedoch ist meiner Meinung nach die Distanz einfach zu groß. Auch eine spätere Annäherung von Ember und Chase in Artikel 5 erscheint mir nicht glaubhaft genug. 
 
Kristen Simmons erzählt die Geschichte aus der Sicht von Ember, weshalb der Leser zu jeder Zeit weiß, was in der jungen Frau vorgeht, wie sie sich fühlt und ihre Umwelt wahrnimmt. Durch ihre Augen lernt der Leser schließlich auch Chase ein wenig mehr zu schätzen. Die Autorin hat - meiner Meinung nach für Dystopien optimal - eine Erzählperspektive gewählt, die persönlicher nicht sein kann und dem Leser die Umgebung, Gemütszustände und Beziehungen mehr als nahe bringt. 
 
Der Spannungsbogen steigt stetig an und die Ereignisse haben mich wirklich gefesselt. Dennoch gibt es einige Dinge, die meiner Meinung zu wenig erklärt wurden und den Leser daher verwirren könnten. Gern hätte ich mehr über Ember Vergangenheit und die ihrer Mutter erfahren. Besonders in Bezug auf den kaum thematisierten Vater stellen sich einige Fragen, die hoffentlich noch in den beiden Folgebänden beantwortet werden. 
 
Das Buch ist in sich geschlossen bzw. schließt einen ersten Teil der Geschichte ab. Und dennoch blieb ich mit dem Gedanken zurück, dass ich mehr Hintergrundinformationen hätte haben wollen, um die Handlung (der Figuren) noch besser verstehen zu können. Hier muss ich mich also gedulden und auf die Fortsetzung warten. 
 
 
 °°° Fazit & Bewertung °°°
 
Artikel 5 zeichnet eine Gesellschaft, in der man nicht zu leben verurteilt sein will. Moralstatuten regieren den Alltag und die Menschen. Entweder man lebt mit dem System oder gegen es und muss dann unausweichlich die Konsequenzen tragen. Ember entscheidet mit dem Herzen und sich somit für ihre Mutter und gegen das System.
Ihre spannende und temporeiche Reise durch ein Amerika, wie es hoffentlich nie sein wird, hat mich beeindruckt und dafür gesorgt, dass ich mir darüber im Klaren bin, in was für einer freien Welt ich lebe.
Ich bin gespannt, wie Ember sich in der Fortsetzung schlagen wird. Ich vergebe wegen nur kleiner Kritikpunkte 4 von 5 Lesezeichen bzw. Sterne.